Schon von weitem erkennbar, ragt der 37 Meter hohe Turm der Hapag-Hallen in den Himmel. An seinen vier Seiten zeigen große Uhren die Zeit an – noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Zeigerbewegungen für hunderttausende Auswanderer wie ein Countdown für den Start in ein neues Leben.
Von Cuxhaven in die Welt
Die hervorragende Lage an der Elbmündung machte Cuxhaven schon in den 1890er zu einem wichtigen Drehkreuz des internationalen Passagierverkehrs. Als die Schiffe immer größer wurden und die Niederelbe Richtung Hamburg nicht mehr genug Tiefgang besaß, beschloss die Hamburger Bürgschaft 1900 den Start der Hamburg-Amerika-Linie nach Cuxhaven zu verlegen.
Die damals größte Reederei der Welt, die HAPAG, investierte in neue Abfertigungshallen und Wartesäle. Ab 1902 kamen die Passagiere mit Sonderzügen von Hamburg im Hafenbahnhof, direkt an den Hapag-Hallen, an. Die Reisenden der 1. und 2. Klasse konnten ihre letzten Stunden an Land von nun an in dem imposanten 690 Quadratmeter großem Kuppelsaal verleben, dessen Einrichtung von den prunkvollen Gemeinschaftsräumen auf den Passagierschiffen inspiriert wurde. Die Zwischendeckspassagiere warteten im kleineren Hanseatensaal auf ihre Abfertigung. In der an die Wartesäle angrenzende Zollhalle wurden die letzten Formalitäten geklärt, bevor die Passagiere durch einen überdachten Gang das Schiff betraten – und häufig die in ihrem Leben letzten Schritte auf deutschem Boden taten.
Immer mehr Menschen entwickelten den Traum, auszuwandern – und so mussten auch die Schiffe dem neuen Freiheitsdrang entsprechen. So wurde auch ein längerer Anleger gebaut. Die "Neue Liebe", später umbenannt nach dem ausgewanderten, preußischen Offizier Friedrich Wilhelm von Steuben, empfing von nun an Schiffe ganz neuer Größenordnungen. So verließ die Vaterland am 14. Mai 1914 das Steubenhöft in Richtung New York. Das mit 289,5 Metern Länge damals größte Dampfschiff der Welt legte nur acht Tage nach Verlassen des Heimathafens in der US-Metropole an.
Ein Symbol der Auswanderung
Die glorreichen Zeiten des Passagierschiffsverkehrs wurden durch die beiden Weltkriege unterbrochen. In den 1960er entwickelten sich Flugreisen zum bevorzugten Reisemittel und das Ende der Nordatlantikroute war besiegelt. Doch der Amerikahafen blieb nicht ungenutzt: Wie auch schon bei der ersten Kreuzfahrt der Welt, die 1891 in Cuxhaven begann, wurde das Steubenhöft fortan für die Einschiffung von Kreuzfahrttouristen genutzt, ehe das Gelände in den 1990ern an das Land Niedersachsen übergeben wurde.
Seitdem wurde viel für die Erhaltung der historischen Hapag-Hallen getan – sie sind der letzte Ort, der die Auswanderungswelle authentisch bezeugt. In einer ständigen Ausstellung könnt ihr die Aufbruchsstimmung, Euphorie, aber auch Melancholie, die die Menschen bei ihren letzten Stunden in ihrer Heimat gefühlt haben müssen, erleben. Die regelmäßigen Führungen des Fördervereins Hapag-Halle Cuxhaven e. V. sind momentan jedoch aufgrund der Corona-Pandemie pausiert. Sonderführungen für angemeldete Gruppen sind nach Absprache unter 0152 5726 9411 möglich.
Frischer Wind im historischen Gebäudeensemble
Der Staub der Vergangenheit wurde längst von einer frischen Brise davongeweht und so erstrahlen der Kuppel- und Hanseatensaal, der Nothafen und die Zollhallen in neuem Glanz. Wo vor Jahrzehnten Kapitel beendet wurden, wird heute getanzt, gelacht und gefeiert. Ob Firmenfeiern, Familienfeste oder kulturelle Veranstaltungen – die einzigartigen Räumlichkeiten eignen sich hervorragend für Events verschiedenster Größen und Anforderungen. Die Eventkontor Cuxhaven GmbH ist der Ansprechpartner für eure Wunschveranstaltung in den Hapag-Hallen. Alle weiteren Termine findet ihr auch auf der Website des Pächters.